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Der Wirt unseres Hotels hat versprochen, dass wir gutes Wetter zum Wandern haben werden. Leider hat der Wirt die Rechnung ohne Petrus gemacht. Schon beim Aussteigen aus dem Auto am Parkplatz in Casaccia pfeift uns der kalte Wind um die Ohren. Die Berge sind wolkenverhangen und es sieht kaum nach Besserung aus.
Wir wollen den Worten des Wirtes unbedingt glauben und trotzen dem widerlichen Wetter. So folgen wir einem Wirtschaftsweg in Richtung Norden und biegen schon nach 300m nach links in die Wiesen ab. Ein Pfad kürzt einige Serpentinen des Wirtschaftsweges ab. Dann geht es auf dem Wirtschaftsweg Richtung Westen weiter, bevor wieder ein alter Römerweg Abkürzung bietet.
Bei Maroz Dora, am Anfang des Val Maroz, zweigt dann ein schmaler Pfad endgültig vom Wirtschaftsweg ab. Fünfzig Minuten kämpften wir bis hier hin, gegen Kälte, Regentropfen und vor allem Gegenwind.
Nach ein paar hundert Metern wendet sich der Pfad in Richtung Norden und gewinnt in kurzen Serpentinen rasch an Höhe. Inmitten der Wolken ist von der Landschaft nicht viel zu sehen. Erst 50 Minuten später veranlasst eine alte Steinbrücke, die Kamera wieder aus der schützenden Hülle zu nehmen und der feuchten Witterung auszusetzen.
Etwa 20 Minuten später passieren wir eine Hütte, deren Vordach Schutz vor Wind und Nässe bietet. Doch durch Stehen kommt die Kälte voll zur Geltung, so dass wir uns schnell wieder in Bewegung setzen. So erreichen wir nach wenigen Minuten den Septimerpass, 15 Minuten früher als der Wanderwegweiser angibt.
Keinen Grund sehen wir, am Septimerpass zu verweilen. Im Moment wollen wir es einfach nur hinter uns bringen, also laufen wir weiter in Richtung Osten, auf den Pass Lunghin zu. 350 Höhenmeter sind noch zu bewältigen. Trotz dichtem Nebel fallen die vielen Blumen auf, die den steinigen Schotterhängen etwas Farbe geben. Eine Stunde später erreichen wir den Pass Lunghin bei Null Sicht.
Über uns ist Aufhellung zu spüren. So halten wir uns am Pass etwas länger auf, immer in der Hoffnung auf schlagartige Wetterbesserung. Der Pass stellt eine Wasserscheide dar, wo die Wasser sich für drei verschiedene Reiseziele entscheiden können, das Schwarze Meer, das Adriatische Meer und die Nordsee.
Wie bestellt, reisst auch gleich die Wolkendecke auf und gibt einen sehr klaren Blick auf einen Berggipfel frei. In Sekundenschnelle ist das Wolkenloch wieder geschlossen, reist aber an anderer Stelle wieder auf. Dieses Schauspiel beobachten wir eine Zeit lang bis eine Wanderkameradin anregt, doch den nahliegenden Piz Lunghin zu besteigen.
Ein blauer Wanderwegweiser gibt eine Gehzeit von 30 Minuten an. Wieder ohne nennenswerte Sicht folgen wir der Spur, queren ein kleines Schneefeld und überwinden einige leichtere Kletterstellen, die aber wegen der nassen Felsen etwas heikel sind. Diverse Gründe veranlassen uns, nur 150m vor dem Gipfel an einer Schlüsselstelle umzudrehen. Mit beschlagenen Brillengläsern will niemand bei dem starken Seitenwind über den nassen Gipfelgrat balancieren.
Ganz kurz gibt ein Wolkenloch auf dem Rückweg den Blick auf das 1300m tiefere Casaccia frei, von wo wir vor Stunden gestartet waren. Dann kommen zwei Kameraden entgegen, die ebenfalls den Gipfel versuchen wollen. In der Nähe des Pass Lunghin treffen wir den Rest der Gruppe, in eine windgeschützte Felsnische gequetscht. Wie die beiden Kameraden ebenfalls von der Schlüsselstelle (150m vor dem Gipfel) zurück kehren, treten wir gemeinsam den Abstieg Richtung L. da Lunghin an.
Bei dem feuchten Boden legen auch die trittsichereren Mitwanderer ab und zu die Hand am Fels an. Kaum am See L. da Lunghin angekommen, reisst die Wolkendecke wieder auf und die am Seeufer aufragenden Felswände leuchten in der Sonne. Nur über den Bergspitzen hängen noch Wolken fest.
Der Beschluss, direkt nach Maloja abzusteigen, wird wenige Meter nach Abmarsch noch einmal überdacht. Alternativ würde sich ein Höhenweg zum Lei da Segl (Silsersee) anbieten. Drei Wanderkameraden sind bereits nach Maloja unterwegs. Die restlichen neun steuern jetzt den Höhenweg an. Davon machen fünf an einer Schlüsselstelle eine Rückzieher.
Für trittsichere Berggeher stellt der Höhenweg keinerlei Schwierigkeiten dar. Sind die anfänglichen felsigen Abschnitte und der abschüssige schmale Pfad entlang eines steilen Grashangs überwunden, geht es bequem weiter, durch eine abwechslungsreiche Berglandschaft.
Vom L. da Lunghin steigen wir in 1:40 Stunden 500 Höhenmeter zum Bergdorf Grevasalvas ab und legen dabei 5 km zurück. Anfangs haben wir dabei eine freien Blick auf Maloja, dann rückt der Silsersee immer näher. Nur ein paar Kühe kommen uns entgegen und weichen erst im letzten Augenblick aus. Sie täuschen erst nach links an und weichen dann doch nach rechts aus.
Bei Grevasalvas erfahren wir von Einheimischen, dass in 15 Minuten eine Bushaltestelle am Silsersee zu erreichen ist. Angesichts des entleerten Handy-Akkus erleichtert uns das ungemein. Laut Busfahrplan bei Plaun da Lej erwarten wir den nächsten Bus in 14 Minuten. Der nächste käme 2 Stunden später. Der Rest der Wandergruppe steigt in Maloja in den Bus ein.