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Die kleine Kirche von Plona ist Treffpunkt und Ausgangspunkt unserer Wanderung. Mit unseren drei PKW belegen wir den gesamten zur Verfügung stehenden Parkplatz vor der Kirche. Über den Baumgipfeln sehen wir das alte Berghaus und den Funkturm auf dem Hohen Kasten. Noch wissen wir nicht, dass wir bis zum Gipfel des Hohen Kasten aufsteigen werden. Ist vielleicht gut so.
Von dem Asphaltsträsschen westwärts biegen wir nach wenigen Metern rechts ab und schon beginnt der moderate Aufstieg. Während es anfangs noch lange in die gleiche Richtung geht, kehrt der Schotterweg später in kürzeren Abständen. So zieht sich der Weg im Zick-Zack durch den Bergwald hinauf, wo erforderlich, in den Fels gehauen.
Bereits nach einer Stunde sind wir mehr als 500 Höhenmeter aufgestiegen. Der Weg verlässt den Wald und geht in der Nähe einer Holzhütte in einen Wiesenpfad über. Das Gelände und somit auch unser Pfad wird flacher und nähert sich langsam einer langen Mauer aus Natursteinen. Bergbauern sind damit beschäftigt, den Zaun für die kommende Weidesaison wieder aufzubauen. Auch eine Maueröffnung, durch die laut Wegweiser der Wanderweg durchführt, haben sie mit Stacheldraht geschlossen.
Da die Mauer nicht all zu hoch ist, macht es wenig Mühe, über sie zu steigen. Von der Mauer laufen wir ungefähr 200m über die Lenziwis, bis zu ein paar Gebäuden. Zwischen den Gebäuden parkt ein roter Kombi mitten in einer leuchtend gelben Löwenzahnwiese. Nach den Gebäuden schwenkt der Pfad nach rechts in Richtung Schotterweg, der wiederum nach links einen Hang hoch führt. Wir kürzen ab und steuern über die Wiese geradewegs den Schotterweg an.
Nach einem Bogen auf dem Schotterweg sehen wir über uns ein Kreuz, das uns wieder zu einer Abkürzung verlockt. Schon bevor wir das Kreuz erreichen, erblicken wir die Gebäude von Unter Kamor, eine Wohnhütte und ein Stall. Bänke und ein Tisch vor der Wohnhütte laden uns zum Rasten ein. Von Unter Kamor sehen wir erstmals das Appezellerland, sowie mehrere Gipfel des Alpstein bis hin zum Schäfler.
Nach einer kurzen Pause folgen wir einige Meter dem Schotterweg, der bis zu den Militäranlagen direkt unter dem Kamor-Gipfel führt. Kaum sichtbar zweigt nach den Lawinenschutzbauten der Wanderpfad nach links vom Schotterweg ab. Mehrfach kreuzt der Wanderpfad den Schotterweg, der sich in langen Kehren der Berg hinauf windet.
Nach etwa 20 Minuten sehen wir an der Bergkante ein Kreuz, zu dem wir einen kleinen Abstecher machen. Unter uns liegt nun das Appenzellerland und mitten drin das Städtchen Appenzell. Den nächsten Kilometer nutzen wir den Schotterweg, auf dem man lediglich auf heruntersausende Biker achten muss. Bald kommt das Gipfelkreuz des Kamor zum Vorschein. Schon jetzt ist gewiss, dass wir auf dem Hohen Kasten ein Weizenbier abholen werden.
Der Schotterweg endet vor den Toren der militärischen Anlage. Der direkte Weg zum greifbar nahen Kamor-Gipfel ist durch den Hinweis "Durchgang verboten" blockiert. Ein Schweizer Biker ermutigt uns, den Hinweis nicht zu beachten. Also übersteigen wir die Absperrung und steigen weglos zum Gipfelkreuz des Kamor hinauf.
Nicht nur der Hohe Kasten, sondern der gesamte Alpstein liegt uns jetzt zu Füssen, inmitten ein brauner Fleck. Das war einmal der Sämtisersee, jetzt nur noch ein winziger Tümpel. Die Aussicht auf ein kühles Hefeweizen lockt uns schnell wieder vom Kamor-Gipfel weg. Weglos steigen wir knapp 80 Höhenmeter zum Kastensattel hinab.
Vom Kastensattel führt ein breiter Weg zunächst nach Osten und von dort in mehreren Kehren auf den Gipfel des Hohen Kasten. Wir aber suchen die Herausforderung und steigen direkt über den Nordgrat zum Gipfel auf. Der Felsenpfad ist markiert und teilweise mit Drahtseilen gesichert. Die letzten Meter führen Treppen über einen Wiesenhang bis zum Gipfel.
Trotz sonnigem Wochenendtag und Seilbahn zum Drehrestaurant hält sich der Ansturm der Sandalenträger in Grenzen. Auch an der Selbstbedienungstheke erfüllen sich schnell unsere aktuellsten Wünsche. Lange Zeit geniessen wir die herrliche Bergatmosphäre und beobachten dabei die bettelnden Rabenvögel.
Vor dem Abstieg schauen wir uns noch einmal um und sehen die ganzen Berge des Alpstein, das Appenzellerland, den Bodensee, das Rheintal, die Vorarlberger und Liechtensteiner Berge und sogar den Ausgangspunkt unserer Wanderung, die Siedlung Plona. Mit blossem Auge ist trotz Höhendifferenz von mehr als 1000m die Kirche von Plona zu erkennen, vor der unsere PKW geparkt sind. Auch unser nächstes Etappenziel, die Alp Rohr sehen wir von hier oben.
Über den Felsweg im Norden hangeln wir uns wieder bis zum Kastensattel hinunter. Dann folgen wir dem geologischen Höhenweg, der bis zur Saxer Lücke führt. Dabei passieren wir die senkrechte Felswand westlich des Hohen Kasten und folgen dem Gratweg in Richtung Süden. An einem markanten Fels zweigt nach links ein Pfad Richtung Sennwald ab. Auch das Bergrestaurant Alp Rohr ist angeschrieben.
Nach einem Bogen führt der Pfad direkt unter eine überhängende Felswand und windet sich dann in unzähligen Kehren bergab. Je tiefer wir kommen, um so mehr Bäume umgeben uns. Eine knappe dreiviertel Stunde sind wir vom Gratweg zur Alp Rohr unterwegs. Der Wirt stellt schnell einen zusätzlichen Tisch für uns auf. Da der Tag noch recht jung und unser Rückweg nicht mehr all zu lang ist, gönnen wir uns noch mal eine Rast.
Auf dem Schotterweg laufen wir nach der Rast eine knappe halbe Stunde abwärts, bis wir die spektakuläre Schlucht erreichen, die im Ostschweizer Tourenbuch abgebildet ist. In die senkrechte Felswand ist der Weg reingehauen, kurze Abschnitte führen durch dunkle Stollen. Zehn Minuten später stossen wir bei Britschli auf den Rheintaler Höhenweg (86).
Kurz darauf herrscht an einer unmarkierten Weggabelung leichte Verunsicherung. Wir entscheiden uns für den bergseitigen Weg und werden mit einem leichten Gegenanstieg bestraft. Aber an einigen Bäumen sind gelbe Markierungen zu sehen, also können wir so falsch nicht sein.
Auf die Mühe folgt die Belohnung. In einem von der Nachmittagssonne beleuchteten Waldstück ist der Boden mit weissen Bärlauchblüten übersät und mitten durch führt im Zick-Zack unser Pfad. Sämtliche Kameras werden wieder ausgepackt. Oberhalb von Furnis tritt der Weg aus dem Wald und vor uns liegen hell erleuchtete, frisch gemähte Wiesen.
Von weitem schon sehen wir die Häuser von Plona, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.