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Pünktlich wie eine Schweizer Uhr lädt uns der Linienbus an der Haltestelle in Matt auf. Für 4,- SFR fahren wir mit dem ÖPNV in das 5 km entfernte Elm, wo wir die Seilbahn zur Hochebene Ämpächli nutzen. Die einfache Fahrt kostet für Erwachsene 7,70 SFR.
So beginnt unsere Wanderung auf einer Höhe von 1485m über dem Meer. Schon während der Seilbahnfahrt fällt uns im Osten ein grosses Loch in der Felswand der Tschingelhörner auf. Es handelt sich um das 20 Meter hohe und 10 Meter tiefe Martinsloch.
Alle 19 Jahre scheinen Sonne und Mond am gleichen Tag durch das Martinsloch in den Luftkurort Elm. Zum letzten Mal geschah dies am Sonntag, den 30. September 2001. Um 9:33 Uhr trafen die Sonnenstrahlen den Kirchturm. Die wolkenlose Verbindung durch das natürliche Fenster im großen Tschingelhorn - der heilige Martin soll es einst im Zorn über die Schlechtigkeit der Menschen hier in den Fels gehauen haben - dauerte 3 Minuten. Am Abend starrte der erste Herbstvollmond des neuen Jahrtausends um 20:20 Uhr für 3 Minuten durch das Martinsloch auf den letzten bewohnten Flecken Erde im Tal.
Wir beginnen unsere Wanderung ganz gemütlich auf dem Tierpfad. Auf eine Länge von etwa einem Kilometer entlang einer Höhenlinie stossen wir immer wieder auf in Holz geschnitzte Tiere. Dann tritt der Wanderweg aus dem Wald heraus und beginnt langsam zu steigen.
In anderthalb Stunden erreichen wird den Chüebodensee und haben dabei eine Höhe von etwa 600 Metern überwunden. Durch die Niederschläge der vergangenen Tage sind die Wanderwege teilweise zu kleinen Bächen mutiert. In einem Nebensee des Chüebodensees spiegelt sich der schneebedeckte Piz Segnas, ein 3000er im Osten.
Wie ein smaragdgrünes Auge liegt der Chüebodensee in einer Mulde am Rande einer Felswand, die ihn in im Westen in einem Bogen umringt. Geschätzte 50 Meter stürzt ein breiter Wasserfall über die Felskante herunter. Wir lassen es uns nicht nehmen, in einer halben Stunde den See zu umrunden. Ohne die unzähligen Fotomotive hätte es nicht so lange gedauert.
Knapp 10 Minuten benötigen wir für die nächsten 70 Höhenmeter zum Gelbchopf, der oberen Kante des Felsbandes, das den Chüebodensee im Westen umgibt. Hier erfahren wir von entgegen kommenden Wanderern, dass am Wildmadfurggeli etwas Neuschnee liegt.
Unterhalb einer Felswand geht es weiter zu einem Felseinschnitt, durch den wir eine Hochebene, das Wildmad erreichen. Hier, auf über 2100m, liegt nun der angekündigte Neuschnee. Auf der jungen Schneedecke reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass wir trotz Sonnenbrille kaum aus den Augen schauen können.
Ein kurzer Abstecher für den Fotografen zum unteren Wildmadsee, in dessen stiller Wasseroberfläche sich gegenüberliegende, schneebedeckte Berggipfel spiegeln, muss sein. Über die dünne, nasse Schneedecke laufen wir in 30 Minuten knapp 100 Höhenmeter zum Wildmadfurggeli hinauf.
Wer keinen nassen Hosenboden haben will, muss sich einen trockenen Felsklotz als Sitzgelegenheit suchen. Wir gönnen uns eine halbstündige Pause und geniessen den Blick, jetzt auch Richtung Westen, zum gewaltigen Massiv des Glärnisch.
Nach der Rast steigen wir Richtung Westen ab. Erst nach 20 Minuten lassen wir die Schneedecke hinter uns. In einer Stunde steigen wir mehr als 400 Höhenmeter hinunter und begeben uns dabei in Richtung Norden, bis zum Klettergarten. Den Charenstock lassen wir rechterhand liegen.
Saftig grünes Farn, ganze Hänge mit roten Alpenrosen, schneebedeckte Berggipfel und stahlblauer Himmel bilden einen herrlichen Farbkontrast. In der Tiefe wird der smaragdgrüne Stausee Garichti mit jedem Schritt des Näherkommens grösser. So weit müssen wir hoffentlich nicht absteigen. An einer Felswand des Klettergartens bewundern wir schwindelfreie Kletterer, die offensichtlich furchtlos und freihändig über der Felskante stehen.
Noch einmal müssen wir aufsteigen, um über eine Passhöhe dem Ausgangspunkt unserer Wanderung näher zu kommen. In einer knappen Stunde legen wir die 300 Höhenmeter zum Berglimatt zurück. Am Wegrand weidende Kühe schauen uns nur blöd an. "Die spinnen, die Menschen", werden sie wohl denken, falls sie überhaupt was denken.
Am Berglimatt erwartet uns erneut ein Augenschmauss. Zwei kleinen Seen, der eine kleiner als der andere, verlocken wieder einmal zum Umrunden. Wer keine Kamera hat, ruht sich aus und macht Pause. Auf den Schattenseiten reichen Schneefelder bis zu den Ufern der Seen. Zu lange dürfen wir uns nicht aufhalten, denn ein Abstieg von 1300 Höhenmetern steht uns noch bevor.
Über steile Serpentinen legen wir die ersten 500 Höhenmeter in einer Rekordzeit von 30 Minuten zurück. Bei der Alm Oberstafel stolpern wir über eine Getränkekarte. Dieser Verlockung können wir nicht widerstehen. Junge Mädels sitzen im Bikini in einem Wassertrog und lassen sich Schwimmhäute wachsen. Wir erfahren, dass bei benachbarten Almen auch beheizte Tröge für max. 8 Personen zur Verfügung stehen.
Der Rest des Abstiegs zieht sich, wie so oft, in die Länge und dauert fast anderthalb Stunden. Durch den steilen Wald führt der lange Zickzackweg erträglich aber scheinbar endlos nach unten. Die letzten Meter kürzen wir über eine frisch gemähte Wiese ab.