Karte mit AllTrails anzeigen |
Wanderreitkarte anzeigen |
GPS-Daten herunterladen |
|
Der Himmel sieht noch ziemlich grau aus und wir wollen nicht wieder endlose, nasse Treppen steigen, wie am Vortag. Also entscheiden wir uns für eine Tour ohne viele Höhenmeter. Mit dem Auto fahren wir von Chiavenna in Richtung Süden, über Gordona nach Era. Dort drängt uns ein Parkplatz am Friedhof das Abstellen der PKW auf.
Während wir die Dorfstrasse in Richtung Casenda laufen, fragt ein Anwohner, wohin wir gehen wollen und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. An einer Kreuzung erfreuen wir uns an einem runden Spiegel, denn da kommen endlich mal alle mit aufs Foto, wenn auch etwas verzerrt. Während des Marsches durch die Ortschaft werden wir nahezu bei jedem Haus mit Hundgebell begrüsst.
In Casenda zeigt ein Wegweiser die Richtung an. Wir befinden uns auf dem Weitwanderweg "Via Spluga". Der Wirtschaftsweg, südlich von Casenda, ist vielfach von wassergefüllten Schlaglöchern überzogen. Schon nach wenigen Minuten erreichen wir die dachlose Kirche S. Giovanni. Schnell ist die Kirchenruine umrundet und wir folgen dem Wegweiser Richtung San Fedelino.
Eine morsche Holzbrücke hält auch noch den Schwersten von uns aus. Lange, gerade Fusspfade ziehen sich durch den vor Nässe triefenden Wald entlang des Flusses Mera. Nicht selten steht der Pfad in voller Breite unter Wasser, so dass wir durchs Gebüsch ausweichen müssen. Ein paar mal übersteigt der Pfad einen Fels, so das wir eine schöne Sicht auf den Fluss und die wolkenverhangenen Berge haben.
Leider müssen wir auch zwei mal den Lärm von Baumaschinen ertragen, die am gegenüberliegenden Ufer der Mera Steine zerkleinern und abtransportieren. Eine Eisentreppe hilft uns, einen Fels zu erklimmen. Über die oberen, laubbedeckten Stufen fliesst uns ein kleiner Sturzbach entgegen. Neugierige Ziegen kommen uns entgegen und begleiten uns des Weges.
Nach etwa einer Stunde erreichen wir San Fedelino, eine kleine Kapelle am Ufer der Mera, umgeben von einer gepflegten Wiese. Hier wollen wir später rasten, doch erst folgen wir dem Weg noch weitere 250 Meter, bis er am Ufer des Lago di Mezzola endet. Der Steg zu einer Bootsanlegestelle liegt inter Wasser. Die Bootsanlegestelle selbst spiegelt sich in der stillen Oberfläche des Sees.
Auf der rechten Seite ragen senkrechte Felswände empor. Regentropfen stören die Spiegelungen in der eben noch glatten Wasseroberfläche. Wir kehren zur Kapelle von San Fedelino zurück, wo die bettelnden Ziegen schon lauern. Richtige Pausenstimmung will nicht aufkommen. An ein Grillfeuerchen ist nicht zu denken, denn der Regen hat das Holz tagelang eingeweicht. Missmutig verstecken wir uns unter den Schirmen und wehren die Ziegen ab, die immer irgendwo knabbern wollen.
Der Plan, das Ende des Regens abzuwarten, misslingt wegen Ungeduld. Mit dem Schirm in der Hand nehmen wir ein steiles Schotterfeld in Angriff. Schon nach ein paar Metern lässt der Regen nach und die Schirme verschwinden schnell im Rucksack. Das ist auch gut so, denn im Schotterfeld ist gelegentlich Handarbeit von Nöten. Ein paar Minuten geht es sehr steil zwischen Felsbrocken hindurch in die Höhe. Durch einen Kastanienwald wird der Weg etwas flacher.
Dann erreichen wir einen Aussichtsfelsen, fast 100 Höhenmeter über dem See. An der Kante der Aussichtsplattform schützen Geländer vor dem hinunter fallen. Das ist auch gut so, den die Felsen sind in der Nässe recht rutschig. Wir setzten den Marsch in Richtung Westen fort. Im dichten Kastaniewald sind die Überbleibsel der früheren Zivilisation zu sehen. Immer wieder Mauerreste von Häusern und Einzäunungen, die von der Natur zurück erobert werden.
Über felsigen und rutschigen Pfad geht es wieder hinunter, ans Ufer der Mera und zurück zur dachlosen Kirche S. Giovanni. Inzwischen hat die Sonne die Bänke und Tische zum Rasten getrocknet. Wir spannen die bunten Regenschirme zum trocknen auf und breiten unsere Fressalien auf dem Tisch aus. Jetzt überwiegt wieder die Farbe blau am Himmel.
Nach der Rast kehren wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück, machen aber keinen Umweg mehr durch Casenda, sondern laufen auf dem kürzesten Weg südwestlich an Casenda vorbei. Unterwegs lassen wir uns von gefühlten 1000 Hunden ankläffen. Nur am Verkehrsspiegel stoppen wir noch einmal, um unsere krummen Beine zu fotografieren.
Am späteren Nachmittag besuchen wir den Stadtgarten von Chiavenna auf dem Paradisohügel, den Parco Paradiso (1 Euro pro Person). Eigentlich handelt es sich um zwei Hügel, die durch eine tiefe Schlucht voneinander getrennt sind. Eine Holzbrücke verbindet die Hügel in schwindelnder Höhe. Vom Hügel hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und im Norden sehen wir den steilen Fussweg zum Bergdorf Pianazzola S. Carlo hinauf, den wir am nächsten Tag gehen wollen. Unverständlich, dass dieser Weg auf den uns zur Verfügung stehenden Karten nicht eingezeichnet ist, obwohl er sogar mit Strassenlampen ausgestattet ist.