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Durch Einwurf von 5,00 Schweizerfranken zeigt die Parkuhr eine zulässige Parkzeit bis Montagmorgen um 8:51 Uhr an. Das sollte doch reichen, auch wenn uns eine lange Wanderung bevorsteht.
Die ersten Meter müssen wir uns auf den richtigen Riecher verlassen, bis nach wenigen Minuten die Richtung zum Panoramaweg Aegerital ausgeschildert ist. Schon nach 70 m Aufstieg taucht über den Bäumen des Waldes die Spitze der Rigi am Horizont auf, während im Vordergrund über der Wiese die Spitze der Kirche von Unterägeri zum Vorschein kommt.
30 Minuten nach dem Abmarsch sind wir schon fast auf 1000m ü.d.M. Ein Wegweiser zeigt zum Aussichtspunkt 977m, etwas abseits des Panoramaweges. Den Abstecher von 5 Minuten Gehzeit gönnen wir uns und es lohnt sich. Ein herrlicher Blick zum Ägerisee hinunter und auf unzählige, schneebedeckte Gipfel der Schweizer Alpen erwartet uns.
Über Unterägeri ragen markant der Pilatus und die Rigi empor. Sogar mit blossem Auge ist der Sendemast auf der Rigi zu erkennen. Über dem See sehen wir Rossberg, Chaiser Stock und die Mythen. Weitere Gipfel können wir nicht sicher identifizieren, aber alle werden mehrfach auf die Speicherkarte der Digitalkamera gebrannt.
Zurück zum Wegweiser, dem wir diesen Abstecher verdanken, geht es auf einem Wiesenpfad leicht abwärts, bis zu einem Bauernhaus. Ein breiter Landwirtschaftsweg erfordert nicht mehr viel Konzentration und alle vertiefen sich in Gespräche. Nur so kann es passieren, dass wir an der Kreuzung bei Hinterwiden dem Asphaltsträsschen Richtung Süden folgen.
Erste Zweifel treten nach ein paar Hundert Metern auf. Ein entgegen kommender Schweizer bestätigt unsere Zweifel. Zurück zur Kreuzung bei Hinterwinden zeigt der Wegweiser klar in Richtung Osten. Der nette Schweizer begleitet uns ein Stück des Weges und erklärt uns woher für den Übergang bei Hinterschneit der Name Kistenpass kommt.
Früher nutzen angetrunkene Autofahrer diesen Pass, um an ihr Ziel zu kommen. Wenn man weiss, dass in manchen Dialekten zu Schwips auch Kiste gesagt wird, versteht man den Namen Kistenpass. Für den Weiterweg empfiehlt uns der ortskundige Schweizer einen Abstecher über eine Anhöhe, die Landschaftlich schöner als der Normalweg sein soll. Der Abstecher deckt sich mit der Beschreibung der Route im Wanderführer.
500 Meter nördlich vom Kistenpass biegen wir, wie vom Schweizer empfohlen, vom Asphaltsträsschen nach links ab. Ein tiefer Forstweg steigt durch den Wald steil an. Nach anstrengenden zehn Minuten werden wir wieder durch einen grandiosen Ausblick belohnt. Wenige Meter weiter abwärts, im Gebiet Hintertann, bietet der gepflegte Bauernhof Wyss "Schlaf im Stroh" mit Blick auf die Rigi an. Daran dürfen wir nicht denken, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns.
Nur 5 Minuten später überrascht uns bei Grümel ein weiterer Aussichtspunkt mit fantastischem Ausblick auf den See, über den See auf die Mythen und viele andere Schweizer Gipfel. Eine Wanderhütte bietet eine hübsche Terrasse an, doch wir müssen weiter. Zunächst am Waldrand entlang, dann über Pfade durch hohen Wald erreichen wir nach 15 Minuten die Bruhsthöchi. Wiederholt bietet sich uns eine Aussicht vom Feinsten.
Eine Panoramatafel verrät die Namen der unzähligen Gipfel, von denen uns nur ein paar Namen bekannt sind. Eine kuriose Hütte lädt zum ausgiebigen Rasten ein. Beim Betreten der Hütte stellt es sich heraus, dass sie nur zwei Wände und ein Dach hat. Wegen der Aussicht wurde wohl auf die talseitigen Wände verzichtet. Ansonsten sind in der (halben) Hütte allerlei Utensilien zur freien Nutzung vorhanden.
Über Mangelihöhi und Muetegg führt ein abwechslungsreicher Waldweg nahezu auf einer Höhenlinie weiter bis Abschwändi. Der anfängliche Naturpfad mit vielen Wurzeln mündet bald in einen breiten, frisch plattgewalzten Forstweg, den wir bei Muetegg jedoch wieder verlassen. Drei Minuten vor Abschwändi kreuzt der Waldweg den Forstweg auf ganz eigenartige Weise. Wie Bahnschranken liegen abgesägte Tannenbäume quer über dem Forstweg und markieren so den Waldpfad überdeutlich. Der Forstweg ist unterbrochen, so dass nur schweres Gerät oder mehrere starke Jungs ihn frei räumen könnten.
Auf einer baumfreien Hochebene führt ein asphaltiertes Strässchen ganz unmerklich etwas mehr als einen Kilometer abwärts bis zu dem Knotenpunkt Raten, einer Passhöhe zwischen Biberbrugg und Oberägeri bzw. Sihlsee und Ägerisee. Hier tanzt der Bär. Es treffen sich Autofahrer, Motorradfahrer, Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger. Wer den Rummel mag, kann auch im Gasthaus einkehren. Wir bevorzugen die Ruhe und lassen uns am 5 Minuten entfernten Waldrand zu einer kurzen Rast nieder. Hier tanzt wirklich der Bär, aus einem Baumstumpf geschnitzt und mindestens 5 m hoch.
Auf den folgenden Metern sind noch mehrere Schnitzereien zu bewundern. Wenige Minuten später sind wieder viele Ausflügler anzutreffen. Zwischen einer Holzhütte und der Kapelle von St. Jost sind Biertische aufgestellt. Von der Hütte aus werden die Biertische bewirtet. Zunächst durch Wald, dann im offenen Gelände laufen wir in 30 Minuten von St. Jost über Böschirain , ObTännli bis zur Siedlung Teufe.
Von der Hochebene haben wir einen freien Blick über den Ägerisee auf Unterägeri, von wo aus wir vor Stunden aufgebrochen sind. Zwei Pferdegespanne, einmal mir drei und einmal mit zwei Pferden, kommen uns auf dem Weg entgegen, leider nicht in unsere Richtung. Auf einem Landwirtschaftsweg benötigen wir für die knapp 300 Höhenmeter noch etwa eine Stunde, bis wir in Hauptsee, am Ufer des Ägerisee ankommen.
Leider liegt die Terrasse des Gasthauses in Hauptsee direkt an der Autostrasse. Wir hoffen, dass auf unserer weiteren Route, die unweit vom Südufer des Ägerisees verläuft, eine Möglichkeit zum Einkehren besteht. Doch wir müssen uns noch fast eine halbe Stunde gedulden. Bis Nas laufen wir auf einem Asphaltsträsschen flotten Schrittes 2,5 Kilometer. Eine Menge Spaziergänger hatten die gleiche Idee. Im Ort finden wir einen Kiosk, wo wir kaltes Bier kaufen und unter einem Kastanienbaum gemütlich beisammen sitzen.
Für den Weiterweg stehen zwei Routen zur Auswahl. Statt ohne Mühe am See entlang zu laufen, entscheiden wird uns (fast einstimmig) für den Bergweg, der uns noch mal knapp 300 Höhenmeter abverlangt. Gestärkt durch die ausgiebige Pause schaffen wir den Aufstieg über den kurvigen Bergweg bis zum Grat oberhalb des Bergwald in einer halben Stunde. Dort werden wir mit einem schönen Ausblick über den Ägerisee belohnt.
Ausserhalb des Waldes geht es dann schliesslich auf einem Asphaltsträsschen abwärts, vorbei an Resti bis Lutischwand. Hier lassen die Wanderwegweiser den weiteren Verlauf des Panoramaweges offen. In alle Richtungen geht es nach Unterägeri. Entgegen dem Wanderführer entscheiden wir uns für die seenahe Variante.
In Seenähe stossen wir auf ein Hoflädeli mit Selbstbedienung. Das kleine Hexenhäuschen bietet ein interessantes Angebot und ist strengstens videoüberwacht. Den letzten Rest laufen wir der Strasse entlang, am Campingplatz vorbei. In 20 Minuten erreichen wir die Kirche in Unterägeri, von wo wir am Morgen gestartet waren.