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Die Anreise zum Ausgangspunkt der Wanderung findet dieses mal nicht nur mit dem Auto statt, sondern mangels Mitfahrgelegenheit auch mit dem Zug. Dank Halbtax-Tarif ist der Fahrpreis von 44,00 CHF (Kreuzlingen - Klosters) erträglich, genauso wie die Reisezeit von 3 Stunden.
Schneller geht es die ersten 800 Höhenmeter hinauf. Die Madrisabahn befördert Erwachsene für 24,00 CHF (retour) auf die Saaser Alp und zurück. Der erste Eindruck von der Umgebung der Bergstation hat allerdings mit einer ruhigen Bergregion nichts gemeinsam. Musikbeschallung, Baulärm und aufgerissene Erde finden unser Missfallen.
Für Kinder wird hier ein Vergnügungspark gebaut. Und damit die armen Kleinen auch genug Bewegung haben, werden sie stehend über Förderbänder durch den Park gekarrt. Kein Ort, an dem sich ein ruhesuchender Bergwanderer richtig wohl fühlen wird.
Auf einem breit planierten Baustellenweg flüchten wir bergwärts und hoffen, bald in ruhigere Zonen einzutreten. Bis zur Alm Untersäss, 50 Höhenmeter über der Bergstation, überwiegt noch der Eindruck einer Grossbaustelle. Dann wird es mit jedem Schritt ruhiger. Vom breiten Baustellenweg, der sich wie eine hässliche Narbe durch die Bergwiese zieht, lassen wir uns verleiten. Statt bei der Alm Untersäss nach links in Richtung Westen abzubiegen, laufen wir nordwärts.
Fünf Minuten später schwenken wir aber doch westwärts, auf das Geisshorn zu. In einem kleinen Tobel gibt es einen malerischen Wasserfall zu beobachten. Der Normalweg umgeht den Tobel und quert den Bach oberhalb des Wasserfalls. Aber auch im Tobel ist ein Pfad zu erkennen. Richtung Nordosten ist nun der Blick frei, über die Chüecalanda hinweg, zum Sant Jaggem und zur Madrisa.
Das Gelände wir jetzt um einiges steiler und nach und nach geht das Wiesengelände in ein felsigeres Gelände über. Auf einem kleinen Gipfel ist ein Gipfelkreuz zu erkennen, aber unser Pfad führt in Richtung Norden am Gipfel vorbei. Statt auf eine Nachzüglerin zu warten, beschliessen wir, dieses Gipfelchen noch mitzunehmen. Meist weglos steigen wir den steilen Osthang hinauf. Unterm Gipfelgrat sind dann wieder Trittspuren zu sehen.
Nicht nur senkrecht, sondern gar überhängend fällt die Westwand ab. Auf schmalem Grat tasten wir uns bis zum Gipfelkreuz vor. Die Tiefblicke sind beeindruckend. Im Norden sehen wir den weissen Gipfel des Rätschenhorn. Unsere Nachzüglerin weiss nicht, dass wir über ihr auf einem Gipfel stehen. Um sie nicht zu verlieren, steigen wir bald wieder ab, ebenfalls weglos, bis zum markierten Wanderweg.
Nur 15 Minuten kostet uns der sehr lohnende Abstecher zum Geisshorn, den wir ohne Nachzüglerin möglicherweise links liegen lassen hätten. Wie eine überdimensionale Gletscherzunge aus Fels zieht sich die Gross-Tärzanella von der Saaser Calanda bis zum Geisshorn. Durch ein Felslabyrinth steigen wir, immer in der Nähe der Oberkante der senkrechten Westwand, durch die Gross-Tärzanella zum Gipfel der Saaser Calanda.
Die herrliche Aussicht auf die umliegende Berglandschaft und ins Tal des Prättigau, verleitet uns zu vielen Pausen, so dass wir für die 300 Höhenmeter bis zum Gipfel der Saaser Calanda anderthalb Stunden unterwegs sind. Der Gipfel mit seinem kleinen Steinmännchen ist eher unspektakulär, nicht jedoch die Aussicht. Besonders das Rätschenhorn, ein weisser Klotz mit senkrechter Westwand, beeindruckt uns.
Laut Wanderführer soll der Gipfel des Rätschenhorn von hier aus in einer halben Stunde erreichbar sein. Die Saaser Calanda hätte keinen Gipfel, wenn nicht zwischen ihr und dem 150m höheren Rätschenhorn eine Vertiefung wäre. Ziemlich steil, aber nur 30 Höhenmeter, geht es im rutschigen Schotter Richtung Norden abwärts. Die im Wanderführer angegebene Gehzeit bestätigt sich. Nach einer halben Stunde treffen wir tatsächlich am kümmerlichen Gipfelkreuzersatz, nennen wir es Gipfelstecken, auf dem Rätschenhorn ein.
Ein Steinmännchen in einiger Entfernung des Gipfelsteckens ziert das weite Gipfelplateau des Rätschenhorns. Das helle, fast weisse Gestein hebt sich sehr deutlich von der benachbarten, dunklen Madrisa ab. Nur wenige Gipfelstürmer verteilen sich auf der weiten Gipfelfläche, so dass man trotzdem fast den Eindruck hat, alleine zu sein.
Nach einer Gipfelrast verlassen wir das Rätschenhorn in Richtung Madrisa. Durch bröseliges Gestein geht es in eine Senke hinunter, in der das helle Gestein schlagartig endet. Es sieht aus, als würde es wir ein Gletscher den Berg herunter fliessen und hier enden. Auf dunklem Boden laufen wir, direkt auf die Madrisa zu, noch ein paar Meter zum Rätschenjoch hinauf.
Vom Joch aus blicken wir auf die braungrünen Wiesen der Chüecalanda, die erst steil, dann flacher in Richtung Süden abfallen. Die ersten 500 Höhenmeter steigen wir in vielen Kehren den steilen Wiesenhang hinunter, bevor es schliesslich gemütlich auf einer Höhenlinie bis zum Obersäss geht. Unterwegs halten uns einige stille Tümpel und bunte Moosflächen auf, sie wollen fotografiert werden.
Obwohl uns noch 300 Höhenmeter von der Bergstation der Madrisabahn trennen, scheint sie doch zum Greifen nahe. Fast eine halbe Stunde benötigen wir dort hin. Zum Schluss doch noch ein Lob, zumindest für die Berggaststätte bei der Bergstation. Es gibt Erdinger Hefeweizen.