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Bis ans Ende der Welt fahren wir, zumindest ist so der Eindruck. Vom Muotatal biegen wir ins Bisistal ab und fahren bis an dessen Ende. Am grossen Parkplatz der Seilbahnstation auf der Salihöchi machen sich etliche Wanderer zum Abmarsch bereit.
Nach dem Überqueren der Muota legen wir den ersten Kilometer auf einem Wirtschaftsweg zurück. Der leicht ansteigende Schotterweg in Richtung Süden ist gerade richtig zum Warmlaufen.
Linkerhand geht jetzt ein Wanderpfad ab und ein blauer Wanderwegweiser bestimmt für unsere Route den Wegtyp. Es handelt sich um einen Alpinwanderweg, für den auf einer kleinen Tafel die Anforderungen gleich in 4 Sprachen aufgeführt sind:
Weg mit besonderen Gefahren wie Kletterstellen und Gletscherquerungen
Benützung auf eigenes Risiko
Alpine Ausrüstung erforderlich
Nur für trittsichere, schwindelfreie und bergerfahrene Wanderer
Wetter und Tourenlänge beachten
Vorsicht bei nassen Wegen und nassem Terrain
Während wir den schmalen Wiesenpfad noch im Schatten hinauf steigen, leuchten die senkrechten Felswände des markanten Alpler Stock bereits in der Sonne. Über seinem Gipfel bieten einige weisse Wolkenfetzen vor stahlblauem Himmel ein ständig wechselndes Schauspiel. Beim Zurückblicken sehen wir, dass auch den Salisee, der wie ein türkisgrünes Auge am Ende des Bisistals leuchtet, die Sonne inzwischen erreicht hat.
Die lose herumliegenden Felsbrocken um uns herum, durch die sich der Wanderpfad wie durch ein Labyrinth hindurch windet, werden grösser und grösser und erreichen schliesslich die Grösse kleiner Häuschen, auf deren Dach wie beim Richtfest ein Bäumlein steht.
Nach einer halben Stunde trennen sich bei Gwalpeten endgültig Bergwanderweg und Alpinwanderweg. Bei einer Alm aus hässlichem Beton finden wir an einer bestimmt 5m hohen Eisenstange befestigte Wanderwegweiser, wobei in unsere Richtung nur noch ein blauer Wegweiser zeigt (blau = alpin).
Langsam wendet sich der Pfad in Richtung Osten, direkt auf eine dunkle Wand zu. Weit oben sind drei Wanderer zu erkennen. Den Pfad können wir bis über eine senkrechte Felswand verfolgen, deren Oberkante er offensichtlich direkt über dem Abgrund passiert. Aber von Weitem sieht die Situation oftmals schlimmer aus, als sie in Wirklichkeit ist.
Über einen grasbewachsenen Schotterhang gewinnen wir langsam an Höhe und stossen nach etwa 50 Minuten an eine Felswand. Blauweisse Felsmarkierungen zeigen den Weg durch ein steiles Schotterfeld entlang dieser Felswand. Kritisch wird es erst, wie der Schotterhang in einen Wiesenhang über geht. Auf dem feuchten Boden ist der Halt nicht der Beste, aber Dank Seilsicherung ist auch diese Passage problemlos zu überwinden.
Eine Stunde lang steigen wir nun durch ein steiles und steiniges Hochtal über 500 Höhenmeter hinauf und kommen dabei auch mit vereinzelten Schneeresten in Berührung. In Felsnähe geht es schon mal durch schattige Abschnitte und während im groben Schotterfeld kein Gras mehr wächst, überraschen uns bunte Blüten am blanken Fels.
Dann kommt die Erlösung, eine grüne Hochebene, die uns mit ihrem englischen Rasen zum Rasten zwingt. Dort, am Firner Loch, finden wir wieder einen der meterhohen Wanderwegweiser, an dessen Spitze ein rotweisser Wegweiser zum Urnerboden zeigt, während alle anderen Richtungen vom Schwierigkeitsgrad blau sind.
Wir geniessen eine längere Rast und bewundern die Farben, die grünen Hochwiesen, die grauen Felsen, den weissen Schnee und die weissen Wolken am stahlblauen Himmel, genauso blau wie die Farbe der Markierungen unseres Weiterweges.
Für die nächsten 50 Minuten könnte die Bezeichnung Wandern durch Genussturnen ersetzt werden. Eine Felslandschaft aus meterhohen Absätzen und noch tieferen Felsspalten überzieht die Hochebene und lädt zum Blockhüpfen ein. Nur Dank der reichlich angebrachten blauen Farbtupfer ist der Weg durch das Labyrinth zu finden. Fast alle höheren Absätze können durch unzählige Treppchen umgangen oder mit Handeinsatz überwunden werden.
Ein Wanderwegweiser zeigt einen rotweissen Abstecher zum Aussichtspunkt Märenspitz an. Es handelt sich dabei nicht um den in den Karten aufgeführten Märenspitz 2280m, wie sich später herausstellt, sondern um eine 30m höhere Spitze, die auf den Karten (SwissMap, Kompass) nicht registriert ist.
Die Spitze ist mit einem schmiedeisernen Gipfelkreuz auf Steinmännchen geschmückt und bietet eine atemberaubende Aussicht und einen gigantischen Tiefblick auf mehrere Seelein. Da sind Salisee und Waldisee am Ende des Bisistals, das Blinde Seeli im Mütschen und der grössere Glattalpsee auf dem Schafboden.
Vom lohnenden Gipfelabstecher zurück am blauen Normalweg, blicken wir in einen tiefen Grand Canyon, in den wir wohl hinunter steigen müssen. Die ersten Meter sind noch recht problemlos, dann verschwindet der steile Pfad unter einer dünnen Schneedecke, die im sonnenarmen Canyon sich lange halten kann.
Der grobe Schotter unter der Schneedecke verhindert lustiges Abrutschen, so tasten wir uns vorsichtig abwärts, immer den Spuren nach, die unsere Vorgänger(innen) für uns hinterlassen haben. Noch sehen wir in der Tiefe den Schafboden mit dem türkisgrünen Glattalpsee. Je weiter wir aber absteigen, um so mehr werden wir vom Nebel eingehüllt.
Auf dem Schafboden queren wir etwa 500m die felsdurchzogene Weidefläche und erreichen seit Märenspitz nach anderthalb Stunden das Berggasthaus Glattalp. Im Nebel sieht das Gasthaus recht verlassen aus, doch auf der anderen Seite des Hauses sitzen etliche Wanderer auf der Terrasse. Auch wir finden noch einen freien Tisch und trinken dem Gastwirt sein letztes Hefeweizen weg.
Für den Abstieg steht uns ein gut(?) ausgebauter Wanderweg mit einer Gehzeit von 1:35h zur Verfügung, von dem wir aber im dicken Nebel nicht besonders viel sehen. Auch unsere Weicheier, die die Seilbahn benutzen wollten, entscheiden sich für den Fussweg, nachdem sie erfahren, dass sie an der Seilbahn eine Stunde auf ihre Beförderung warten müssten.
Trotz des dichten Nebels können wir das kleine Seelein erkennen, das seinen Namen "Blindes Seeli" vermutlich bei einer Witterung wie der Heutigen erhalten hat. Die Aufschrift "Abkürzung" kommt uns nach 25 Minuten wie gerufen, war doch der Wanderweg bis da hin meterbreit ausgebaut.
Eine Schleife des Normalweges lässt sich in 5 Minuten über steiles, felsiges Gelände, zum Schluss mit Seilen gesichert, abkürzen. Dann hat uns der Normalweg wieder. Der Wanderweg mündet alsbald in den Wirtschaftsweg, den wir am Morgen aufgestiegen waren, und nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir die Salihöchi, den Ausgangspunkt unserer Wanderung.